Sparen in Zeiten von Niedrigzinsen

In der Finanz-Kolumne äußert sich Prof. Dr. Steffen Sebastian objektiv und kritisch zu Finanzthemen. Anlass dieser Kolumne sind Geldanlagen in Zeiten von Niedrigzinsen, bei denen es aus Sicht von Professor Sebastian sinnvolle aber auch weniger sinnhafte Anlagemöglichkeiten gibt.

Daniel Winterl

Redaktionsleitung FinanceScout24


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Zuletzt aktualisiert: June 20, 2023

Author Daniel Winterl

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Daniel Winterl verantwortet als gelernter Betriebswirt die Finanz- und Versicherungsthemen bei FinanceScout24, um Ihnen die wichtigsten Infos bei ihrer Suche zur Verfügung zu stellen und das richtige Angebot für Sie zu finden.

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Inhaltsverzeichnis
     

    Finanz-Kolumne von Prof. Dr. Steffen Sebastian

    Prof. Dr. Steffen Sebastian

    Prof. Dr. Steffen Sebastian

    Sparer werden durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank „enteignet“. Das ist aktuell eine häufige Schlagzeile. Damit ist gemeint, dass die Zinsen üblicher Sparanlagen niedriger sind als die Inflationsrate. Real, d. h. nach Abzug der Inflationsrate, schrumpft das Vermögen der Sparer. Eine Vielzahl der Anleger ignoriert jedoch dieses Dilemma und spart weiter auf Tagesgeldkonten, Sparbüchern und ähnlichen Mini-Zinsanlagen. Andere, vermeintlich Intelligentere, investieren in Aktien oder Immobilien.

    Das ist grundsätzlich keine schlechte Idee für alle, die langfristig anlegen wollen und können. Wer aber nicht mindestens über ein Finanzvermögen im sechsstelligen Bereich verfügt und kein großes Risiko eingehen will, sollte geschlossene Fonds, Mittelstandsanleihen und Direktanlagen in Immobilien meiden. Das sind alles riskante Anlagen, die für einen konservativen („ängstlichen“) Kleinanleger ungeeignet sind und in einem Anlageportfolio eher Beimischung als Schwerpunkt sein sollten.

    Immobilien sind keine sichere Geldanlage

    Sicherheit heißt vor allem, nicht alles auf eine Karte zu setzen. 30 Prozent des Vermögens in Immobilien zu investieren, ist sicherlich schon sehr viel. Und dann sollte es auch nicht eine einzige Immobilie sein, sondern ein gut gestreutes Portfolio aus mehreren Gebäuden in unterschiedlichen Regionen bzw. Ländern. Wer ein Darlehen aufnehmen muss, um eine Immobilie zu kaufen, investiert mehr als 100 Prozent seines Vermögens in ein Objekt. Merksatz: Geld leihen ist etwas anderes als Geld anlegen.

    Risikobewusste Anleger können auf weiter steigende Immobilienpreise wetten und hierfür nicht nur das eigene, sondern auch noch geliehenes Geld einsetzen. Das ist aber keine sichere Anlage mehr, sondern Spekulation. Für den Kleinanleger wird der Offene Immobilienfonds die bessere Lösung sein. Und am besten sollte man seine Anlage noch über mehrere Gesellschaften streuen. Allerdings lassen sich die Fondsanbieter ihre Leistungen auch gut bezahlen, so dass die Renditen hier auch nicht berauschend sind.

    Ausgabeaufschläge lassen sich teilweise umgehen

    Zur Renditeaufbesserung sollte man Fondsanteile möglichst nicht vom Anbieter, sondern auf dem Zweitmarkt direkt von einem anderen Anleger kaufen. Damit lassen sich die hohen Ausgabeaufschläge zumindest teilweise umgehen.

    Aktien als ETF kaufen

    Bei Aktien ist aus wissenschaftlicher Sicht ein sogenannter passiver Indexfonds die sinnvollste Anlage. Hier sollte man aus Kostengründen am besten eine Investition über einen Exchange Traded Fund (ETF) wählen. Der internetaffine Anleger kann dies dann noch über ein Depot bei einer Direktbank abwickeln. Für kurzfristige Anlagen sind Aktien aber in jeder Form ungeeignet.

    Risiko ist manchmal wichtiger als Rendite

    Bei der Geldanlage sollte aber nicht nur auf die Verzinsung geachtet werden. Wir befinden uns nicht nur in einer Niedrigzinsphase. Wir leben insbesondere in hochriskanten Zeiten. Die Finanzkrise ist noch lange nicht vorbei und Turbulenzen auf den Finanz- und Immobilienmärkten sollten niemanden überraschen – auch in Deutschland gibt es keine Garantie auf dauerhaftes Wirtschaftswachstum.

    Unter diesem Blickwinkel muss man auch die eingangs erwähnte Rendite eines Tagesgeldkontos betrachten. Die Rendite kann hier nach Inflation -0,5 Prozent betragen. Aber wer nicht mehr als 100.000 Euro an eine Bank verleiht, kann fast mit Sicherheit davon ausgehen, dass er ansonsten keinen weiteren Verlust erleidet. Und besser als Bargeld ist es allemal. So gesehen ist in hochriskanten Zeiten eine sichere Rendite von -0,5 Prozent keine schlechte Anlage, insbesondere, wenn man sich nicht langfristig festlegen möchte.

    Die wenigsten Anleger brauchen ihr Geld täglich. Einen Teil sollte man daher als Festgeld über einige Monate oder Jahre festlegen. Dann ist die Rendite auch meist höher als die Inflationsrate.

    Statt zur Hausbank lieber online vergleichen

    Die eigene Hausbank wird einen Anleger bei allen oben beschriebenen Anlagen allerdings nur selten begleiten können, da hier keine Provisionen verdient werden. Zudem ist es insbesondere bei niedrigem Zinsniveau  sinnvoll, die Gebühren und Konditionen mehrerer Anbieter zu vergleichen. Wer zur Umsetzung trotzdem Beratung braucht, ist bei einer Verbraucherzentrale oder einem Honorarberater ggf. besser aufgehoben.

    Zur Person

    Prof. Dr. Steffen Sebastian ist Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung (Real Estate Finance) an der IRE|BS International Real Estate Business School und Direktor am Center of Finance der Universität Regensburg. Außerdem ist Professor Sebastian Mitherausgeber des European Journal of Real Estate Research und des German Journal of Property Research.

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