Mobil bezahlen dank Mobile Payment

Den Einkauf im Supermarkt oder den Cappuccino im Café ganz einfach mit dem Handy bezahlen – ohne Bargeld oder Kreditkarte? Was für viele noch unvorstellbar scheint, hat sich in den vergangenen Jahren als „Mobile Payment“ etabliert. Der Begriff bezeichnet die bargeldlose Zahlungsabwicklung über ein mobiles Endgerät mit Internetverbindung und soll in Zukunft das Bargeld überflüssig machen.

Daniel Winterl

Redaktionsleitung FinanceScout24


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Zuletzt aktualisiert: July 19, 2023

Author Daniel Winterl

Daniel Winterl

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Daniel Winterl verantwortet als gelernter Betriebswirt die Finanz- und Versicherungsthemen bei FinanceScout24, um Ihnen die wichtigsten Infos bei ihrer Suche zur Verfügung zu stellen und das richtige Angebot für Sie zu finden.

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Inhaltsverzeichnis
     

    Da Smartphones mittlerweile zu den täglichen Gebrauchsgegenständen gehören, die fast jeder immer bei sich hat, war es naheliegend, diese Geräte auch zum Bezahlen zu nutzen. So entwickeln weltweit verschiedene Firmen Konzepte zum mobilen Bezahlen, die kontinuierlich verbessert und an die Marktsituation angepasst werden. Jede Zahlung kann, ganz unabhängig von der Höhe des jeweiligen Betrags, mit der im Smartphone hinterlegten Entsperrmethode freigegeben werden. Je nach Wunsch oder Verfügbarkeit auf dem Smartphone ist dies per Fingerabdruck, Gerätecode oder Passwort möglich.

    Was bedeutet mobiles Bezahlen?

    Die Bezahlung kann sowohl bei räumlicher Trennung von Zahlendem und Zahlungsempfänger erfolgen (das sogenannte Remote-Payment), oder wenn beide direkt beieinander sind, etwa beim Bezahlvorgang an der Supermarktkasse. Das mobile Endgerät initiiert die Zahlung, während die Abrechnung in der Regel über klassische Technologien wie Lastschrift, Kreditkarte oder Mobilfunkrechnung erfolgt. Durchgesetzt haben sich dabei vor allem die folgenden Systeme:

    • Near-Field-Communication (NFC)
    • Beacon und Bluetooth Low Energy (BLE)
    • Barcode und Quick-Response-Code (QR)
    • TAN-Code
    • Remote Payment
    • Multichannel Payments
    • Person to Person Payments

    Hervorzuheben sind hier vor allem NFC- und QR-Code-Verfahren, auf die später genauer eingegangen werden soll. Auch haben sich inzwischen diverse Funktionsweisen entwickelt, sodass das Mobile Payment vielfältig einsetzbar ist:

    1. Mobile Payment im Internet: Sie besuchen mit Ihrem mobilen Endgerät einen Webshop und wickeln die Bezahlung herkömmlich über Kreditkarte oder andere Zahlungswege ab.
    2. Stationärer Handel: In einzelnen Ländern entwickeln Internetunternehmen zusammen mit Banken eigene Payment-Lösungen, um Waren oder Dienstleistungen zu bezahlen. Hier kommen unterschiedliche Konzepte wie das Scannen eines QR-Codes oder die NFC-Technik zum Einsatz.
    3. Apps und Abos: Mit dem Smartphone können gesamte Bezahlprozesse beim Kauf von Abos (z.B. bei Online-Zeitschriften) oder Apps abgebildet werden. Die Abrechnung kann dabei auch über die Handyrechnung vorgenommen werden. Auf Android-Geräten funktioniert dies unter anderem mit der App Google Pay. Bislang unterstützen nur jedoch nur wenige Banken diesen Dienst, andere setzen wiederum auf selbst konzipierte Lösungen. Mit iOS-Geräten können durch Apple Pay mobile Zahlungen getätigt werden.

    Vorteile des Mobile Payment

    Das Bezahlen mit dem Smartphone hat insbesondere für den Verbraucher einige Vorteile:

    • Der Zahlvorgang geht schnell und unkompliziert – im Laden können so lange Wartezeiten vermieden werden
    • Mobile Payment ist deutlich hygienischer als der Umgang mit Bargeld oder Kreditkarte
    • Geldbewegungen sind besser nachvollziehbar
    • Gelddiebstähle sind nicht möglich
    • Bei einem Smartphone-Diebstahl können keine Abbuchungen erfolgen, da die Bezahlsysteme in der Regel über eine PIN geschützt sind
    • Eignet sich optimal für Sehbehinderte
    • Es wird kein Platz für Geld oder Kreditkarte in der Geldbörse benötigt
    • Anhand gesammelter Daten können auf Sie zugeschnittene Location Based Services (LBS) angeboten werden

    Wo mobil bezahlt werden kann

    Eine mobile Zahlung in Webshops ist inzwischen bei zahlreichen Anbietern problemlos möglich. Nach Abschluss des Bestellvorgangs können Sie dann die Bezahlmethode auswählen, etwa per Sofortüberweisung, Kreditkarte oder Paypal. Darüber hinaus ist eine Zahlung mit dem mobilen Endgerät im Geschäft möglich – allerdings ist es hierfür erforderlich, dass der Händler über ein mobiles Kartenlesegerät verfügt. So ist das Bezahlen mit dem Handy bisher nur da möglich, wo Händler mit den entsprechenden Anbietern zusammenarbeiten. Überall dort, wo kontaktlos bezahlt werden kann, ist jedoch auch das mobile Bezahlen möglich. Hierbei muss die anstehende Zahlungen direkt über das Smartphone authentifiziert werden, indem das Gerät mit der im Smartphone hinterlegten Methode entsperrt wird.

    Führend ist hier der Anbieter mpass, der in Deutschland mit rund 30.000 Geschäften kooperiert und mit dem NFC-Verfahren arbeitet. Es muss lediglich ein NFC-Sticker am mobilen Endgerät angebracht werden, die Abbuchung erfolgt dann über ein zuvor aufgeladenes Guthaben oder per Lastschrift.

    Mobile Payment: Deutsche sind skeptisch

    Nach einer Umfrage von Vodafone gab es 2015 in Deutschland rund 80.000 Kassenterminals, an denen das mobile Bezahlen möglich war – immerhin 20.000 mehr als noch 2014. Ist das mobile Bezahlen also auf dem Vormarsch?

    Die Deutschen scheinen dem Trend eher skeptisch gegenüber zu stehen, wie Umfragen zeigen. So haben rund 75 Prozent der Deutschen noch nie bargeldlos mobil bezahlt, 40 Prozent der Befragten möchten diese Bezahlform auch nicht Zukunft nicht anwenden. Immerhin 35 Prozent zeigen sich offen für die neue Bezahlmöglichkeit und würden diese in Zukunft ausprobieren.

    Grund für die Skepsis ist ganz klar die Datensicherheit: 88 Prozent der Deutschen haben die Befürchtung, dass ihre Daten missbraucht oder gehackt werden könnten. Drei Viertel der Befragten sind darüber besorgt, dass sie beim Bezahlen feststellen, dass der Handy-Akku leer ist und sie den Bezahlvorgang daher gar nicht ausführen können. Ebenso viele sehen die Gefahr, zum „gläsernen Kunden“ zu werden. Könnten Anbieter eine Sicherheitsgarantie geben oder eine Notfallrufnummer anbieten, würde dies von Kunden positiv bewertet werden.

    In den USA hat sich vor allem das kontaktlose Bezahlsystem von Apple durchgesetzt, das angeblich von rund 14 Prozent aller Haushalte genutzt wird. Auch in Großbritannien und Asien kann bald mit dem Iphone bezahlt werden – nur auf dem deutschen Markt hält sich Apple bislang zurück. Das liegt wohl vor allem an der Skepsis der Verbraucher und deren Gewohnheiten, die sich langsamer ändern, als bisher angenommen wurde. Experten sehen hier das Problem, dass es in Deutschland mit Bargeld und Kartenzahlung bereits effiziente Zahlungsinstrumente gibt. Die Zahlung per Handy hat hierbei für den Verbraucher keinen Mehrwert - sie löst keine Alltagsprobleme. Es müsste also durch Zusatzdienste interessanter gestaltet werden, etwa durch Bonusprogramme, Gutscheine oder einen elektronischen Kassenbon.

    Geringe Nutzerzahlen

    So musste der Handelskonzern Otto bereits Konsequenzen ziehen und seinen Zahldienst Yapital einstellen. Grund dafür: Zu wenig Nutzer. Nur rund 100.000 Kunden verwendeten das unkomplizierte Bezahlsystem, das über einen QR-Code-Scan an der Kasse ablief. Doch die Marketingausgaben, die nötig waren, das System an den Mann zu bringen, sprengten das Budget des Anbieters. Darüber hinaus hat sich insbesondere durch Apple das Bezahlen per NFC weiter durchgesetzt, das deutlich bequemer zu bedienen ist. Es bleibt also abzuwarten, inwiefern sich das Mobile Payment bei deutschen Verbrauchern und Händlern etablieren kann.

    Datenschutz als Voraussetzung

    Bedingungen dafür, dass Mobile Payment auch in Deutschland Erfolg hat, sind zum einen der Mehrwert durch Zusatzleistungen und zum anderen hohe Sicherheitsstandards. Denn für Verbraucher ist die Angst vor Datenmissbrauch der Hauptgrund, mobile Bezahlsysteme bislang nicht zu nutzen. Diese Zweifel sind nicht ganz unberechtigt, denn durch die Verknüpfung von Zahlungs- und Einkaufsdaten mit Nutzungs- und Standortsdaten können aussagekräftige Nutzerprofile erstellt werden, die eine Gefahr für die Privatsphäre und den Datenschutz darstellen können.

    Welche datenschutzrechtlichen Anforderungen einzuhalten sind, ergibt sich vor allem aus dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) und dem Telemediengesetz (TMG). Je nach Konzeption des Payment-Verfahrens kommen noch weitere Gesetze, etwa das Telekommunikationsgesetz (TKG) oder das Kreditwesengesetz (KWG) zum Einsatz. Auch die europäische Datenschutz-Grundverordnung wird in Zukunft eine Rolle spielen. Behörden betonen, dass sie ein besonderes Augenmerk auf die umfassende Information des Nutzers und einen transparenten Umgang mit personenbezogen Daten legen.

    Zudem wird gefordert, dass Lese- und Zahlvorgänge in der App akustisch kenntlich gemacht werden. Hier wird vor allem auf § 6C BDSG Bezug genommen, nach dem Anbietern von Verfahren zur automatisierten Verarbeitung personenbezogener Daten eine besondere Informationspflicht auferlegt wird. Allerdings bezieht sich dies primär auf NFC-basierte Verfahren. Inwiefern die Regelungen auf QR-Code- oder Beacon-basierte Apps anzuwenden ist, bleibt zweifelhaft. In jedem Fall müssen Anbieter die Informations- und Transparenzpflicht bezüglich des Datenschutzes ernst nehmen.

    Technologien

    Wie eingangs bereits aufgeführt, kommen für das Mobile Payment verschiedene Technologien in Frage. Dazu gehören Beacon und Bluetooth Low Energy (BLE), QR-Code- und TAN-Verfahren, NFC oder P2P. Vor allem zwei Verfahren haben sich dabei in den vergangenen Jahren etabliert:

    1. Near Field Communication (NFC)
    2. Quick-Response-Code (QR)

    Von diesen beiden ist es vor allem das NFC-Verfahren, das sich dank Apple immer weiter verbreitet und das größte Potential vorweist. Das liegt wohl vor allem an seiner unkomplizierten und kontaktlosen Anwendung.

    NFC-Technologie fürs Mobile Payment

    NFC steht kurz für Near Field Communication (zu Deutsch Nahfeld-Kommunikation) und bezeichnet eine drahtlose Übertragungstechnik zwischen zwei nah beieinander befindlichen Geräten. Üblicherweise beträgt die Distanz zwischen den beiden Geräten bis höchstens vier Zentimeter. Vorteil dieses Verfahrens ist, dass Anwender keine umständlichen Kommandos oder Anwendungen ausführen muss. Es reicht vollkommen aus, die NFC-fähigen Geräte einander anzunähern. Wenn Sie bargeldlos bezahlen möchten, bedeutet das konkret, dass Sie Ihr Smartphone an ein Bezahlterminal an der Kasse halten und so der Zahlungsvorgang ausgelöst wird.

    Das Verfahren setzt sich immer mehr durch, sodass Smartphones inzwischen ab Werk mit der Technik ausgestattet sind. Andernfalls besteht die Möglichkeit, das Smartphone mit einem entsprechenden NFC-Sticker auszustatten. 2016 sollen rund 46 Prozent aller Smartphones über die Technik verfügen. Bezahlung per NFC ist beispielsweise bereits bei Aldi Nord möglich. Und nicht nur Handys, auch EC- oder Kreditkarten sind inzwischen teilweise mit einem NFC-Chip versehen. Zum Bezahlen muss die Karte dann nur noch kurz an das Terminal gehalten werden.

    Sicherheitsrisiken dürfen dabei natürlich nicht außer Acht gelassen werden, lassen sich durch bestimmte Vorsichtsmaßnahmen aber einschränken. Durch den geringen Abstand zwischen den beiden Geräten ist es nahezu unmöglich, dass Daten von unbefugten Personen abgerufen werden können. Empfehlenswert ist, die NFC-Funktion beim Smartphone auszuschalten und erst kurz vor dem Bezahlen einzuschalten.

    Wird Ihr Smartphone gestohlen, können damit prinzipiell Zahlungen vorgenommen werden. Allerdings lässt sich die virtuelle Kreditkarte meist unkompliziert beim Anbieter sperren.

    Mobile Payment mit QR-Codes

    Bezahlen mit dem Handy ist nicht nur per NFC, sondern auch per QR-Code (Quick-Response-Code) möglich. Das kann beim Händler beispielsweise so funktionieren: An der Kasse wird auf einem Bildschirm ein QR-Code generiert, diesen Code scannen Sie mittels einer App und bestätigen anschließend die Zahlung. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass im Kassenbereich eine Datenverbindung besteht – andernfalls können die Zahlungsdetails nicht übertragen werden. Der Vorgang funktioniert auch umgekehrt, indem auf Ihrem Smartphone ein Code generiert wird, der anschließend vom Barcodeleser der Ladenkasse gelesen wird.

    Zudem ist es möglich, dass Sie nach einer Online-Bestellung eine Rechnung mit QR-Code erhalten. Sie bezahlen die Rechnung dann, indem Sie den Code mit Ihrem Smartphone scannen und alle Daten in Ihr Online-Banking übertragen werden. Vorteil dieses Systems ist, dass kein spezieller Chip wie beim NFC-Verfahren benötigt wird. Eine App ist in der Regel völlig ausreichend. Allerdings ist das QR-Verfahren deutlich langsamer als NFC und ohne Internetzugang gar nicht durchführbar. Das kann vor allem in Einkaufszentren und Supermärkten ein Problem darstellen. Da stets ein individuelles Token zur Datenübertragung verwendet wird, gilt die Technologie als sehr sicher.

    Zahlungsmittel der Zukunft?

    Bisher sind Deutsche bei der Nutzung von Mobile Payment noch verhalten. Schätzungsweise haben rund 25 Prozent schon einmal über ihr Handy Dienstleistungen oder Waren bezahlt, die verbleibenden 75 Prozent haben dagegen noch nie bargeldlos mobil bezahlt und wollen es teilweise auch in Zukunft nicht.

    Zurückzuführen ist das nicht nur auf die Zweifel an der Datensicherheit. Vor allem fehlt es Deutschland an einem einheitlichen System. NFC, QR oder BLE? Jeder Händler setzt auf ein anderes Bezahlverfahren, für jeden Händler muss oftmals eine eigene App installiert werden. Oder das Smartphone muss zusätzlich mit einem NFC-Sticker versehen werden, da es keinen integrierten Sender hat. Noch gibt es keine einheitliche Lösung, die das Bezahlen bei allen verschiedenen Händlern möglich macht.

    Für Experten steht fest, dass sich langfristig NFC durchsetzen wird. Immer mehr Handys sind bereits standardmäßig mit dem Chip ausgestattet, Kassensysteme werden nach und nach aufgerüstet. Wann tatsächlich überall NFC-fähige Lesegeräte im Handel eingesetzt werden, ist noch nicht abzusehen. Doch haben sich Anbieter gemeinsam das Ziel gesteckt, bis 2020 über 11 Millionen Endverbraucher in Deutschland zu generieren und Mobile Payment europaweit an allen Kassenterminals zu ermöglichen. Dabei soll sich das Angebot auf drei bis fünf Anbieter spezialisieren, um mehr Einheitlichkeit zu schaffen.

    Etablieren werden sich vor allem die Anbieter, die sichere und vertrauenswürdige Service-Angebote entwickeln und zudem Mehrwert- und Premiumdienste in ihr Portfolio aufnehmen. Denn einzig und allein eine Lösung zum mobilen Bezahlen zu bieten, wird nicht der Schlüssel zum Erfolg sein. Das Bezahlverhalten wird sich nur ändern, wenn neue Technologien entscheidende Verbesserungen gegenüber der klassischen Bar- oder Kartenzahlung aufweisen können.

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